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Um der Inhaltsschwere dieses erschütternden Epos gerecht zu werden, folgte Eisenstein in der formellen Ausarbeitung des Panzerkreuzer Potemkin den Regeln des klassischen Dramas. Er unterschied innerhalb der Handlung also genau fünf Akte, deren Aufgaben Exposition, Entwicklung der Handlung, Höhepunkt, Katastrophe und Lösung er die Titel "Menschen und Maden" , Tragödie auf dem Schiff", "Ein Toter ruft auf", "Die Treppe von Odessa" und "Begegnung mit dem Geschwader" zuordnete:
I. Akt |
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Inhalt: | Situation auf dem Kreuzer - Das verdorbene Fleisch - Empörung ergreift die Gemüter der Matrosen. | ||
II. Akt |
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Inhalt: | Weigerung, die Suppe zu essen - Disziplinarische Gegenmaßnahmen der Offiziere - Gehorsamsverweigerung des Exekutionskommandos (Brüder! Auf wen schießt ihr?") - Ausbruch der offenen Meuterei, die Offiziere werden über Bord geworfen. | ||
III. Akt |
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Inhalt: | Nebelszene - Die Leiche Wakulintschuks wird in Odessa an Land gebracht - Öffentliche Trauer der Bevölkerung Odessas - Die Menge rottet sich zusammen - man zieht die rote Fahne auf (In den ersten Kopien des Filmes hatte man die rote Flagge übrigens von Hand koloriert, und dieser rote Fleck, der so plötzlich in dem ansonsten schwarzweißen Film auftauchte, riß das Publikum zu heller Begeisterung hin.). | ||
IV. Akt |
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Inhalt: | Sympathiebekundungen seitens der Bevölkerung von Odessa für die Aufständischen - Lebensmittelversorgung der Besatzung mit Hilfe kleiner Boote - Gegenmaßnahmen des Militärs - Das Blutbad auf der Treppe. | ||
V. Akt |
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Inhalt: | Die Nacht vor der Entscheidung - Am Horizont taucht die zaristische Flotte auf - Ausbrechende Sympathie der Bevölkerung - Das Geschwader weigert sich zu schießen - Der Panzerkreuzer Potemkin fährt auf die Kamera zu, bis sein Bug das Bild ausfüllt - Er passiert bejubelt und fährt nach Constanza. |
Jeder dieser fünf Akte hat neben einer eigenen dramatischen Kurve in der Mitte eine Zäsur, die jeweils den Stimmungsumschlag ins Gegenteil mit sich bringt. So wird jeder bestimmt vom gestalterischen Hautthema des Filmes: dem Kontrast.
Eisensteins Film
Panzerkreuzer Potemkin" ist bestimmt von einer Fülle von Kontrasten,
die die enormen Gegensätze zwischen den gegnerischen Parteien
Revolutionäre und zaristische Staatsorgane widerspiegeln:
So stehen sich Aufruhr und Solidarität gegenüber, Ruhe und Gewalt,
Niederlage und Sieg. Die bestehende Ordnung muß gegen den lautwerdenden
Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.
Darüber hinaus stellt Eisenstein die Gegensätze auch durch rein
choreographische und technische Mittel dar: In der berühmten Treppenszene
stehen sich Abwärtsbewegung der in die Menge schießenden Kosaken
und die Aufwärtsbewegung einer Mutter, die ihnen ihr totes Kind entgegen
trägt gegenüber; der Film wird dominiert vom harten Wechsel von
Großaufnahmen und Totalen; Realismus und Poesie wechseln einander ab.
Der Panzerkreuzer Potemkin" ist nicht die Geschichte eines oder mehrerer
Helden, alle gezeichneten Individuen werden höchstens als Typen
herausgearbeitet, nie aber als eigene Charaktere mit entsprechender Bedeutung
für die Handlung des Filmes.
In die Rolle des Helden stellt Eisenstein die Masse, das Kollektiv. Dadurch
hat er die Möglichkeit, den Aufstand zum Kampf von Staatsgewalt gegen
Volk darzustellen, also eine Form des allgegenwärtigen Klassenkampfes.
Seine Absicht war wohl die Darstellung der Idee von zwei gegensätzlichen
Kräften, die den Lauf der Geschichte antreiben: eine revolutionäre
und eine konservative.