Landwirtschaft

Allgemeines

Die Landwirtschaft war der wichtigste Wirtschaftszweig im Altertum. Für die Bearbeitung des Bodens standen jedoch nur die Muskelkraft von Menschen und Tieren und einfache Geräte zur Verfügung. Mit dem römischen Pflug konnte der Boden nur aufgelockert werden. Als Dünger hatte man nur den Mist aus den Viehställen. Jedes Feld blieb in regelmäßigen Abständen ein Jahr lang unbebaut, damit der Boden sich erholen konnte. Die Erträge waren viel geringer als heute. Für die Ernährung der Bevölkerung mussten deswegen die meisten Menschen in der Landwirtschaft arbeiten. Bedeutend war der Anbau von Wein und Oliven.
Die römischen Bauern waren bedacht, möglichst alles (auch ihre Geräte) selbst herzustellen und nichts zu kaufen. Was man nicht brauchte, verkaufte man auf dem Markt.

Die Landreformen

Die Armee, die über viele Jahrhunderte fast den gesamten Mittelmeerraum der römischen Herrschaft unterworfen hatte, bestand überwiegend aus Bauern.
Anfangs waren die Dauer der Kriege und die Entfernungen der Feldzüge noch überschaubar. Seit den Punischen Kriegen (ab 264 v. Chr.) aber kämpften römische Soldaten mitunter monate- und manchmal sogar jahrelang in Spanien, Afrika oder Griechenland. Viele von ihnen starben im Kampf, an Krankheiten oder bloßer Erschöpfung. Ihr Stolz, mit eigenen Waffen als freie Männer für die römische Sache zu kämpfen, verbrauchte sich bald in den Mühen und Gefahren beständiger Kriege.
In der Heimat konnte die Bauersfrau trotz der Hilfe der Kinder die anfallenden Arbeiten kaum bewältigen. Nicht selten musste das Ackerland brach liegen. Viele Höfe ernährten dann die oft kinderreichen Familien nicht mehr. Den Heimkehrern gelang es meistens nicht, den drohenden Ruin vom verschuldeten Hof abzuwenden. Immer mehr Bauern gaben ihren Hof auf und zogen trotz ungesicherter Zukunft mit ihrer Familie nach Rom. Hier hofften sie, als Tagelöhner Arbeit zu finden.
Durch Verschuldung übernahmen deswegen reiche Adlige ganze Landstriche gegen geringen Pachtzins. Tausende Kriegsgefangene kamen als Sklaven nach Rom. So waren genügend billige Arbeitskräfte auf den riesigen Landgütern, den latifundien, verfügbar. Diese Flächen eigneten sich hervorragend für Ackerbau und Viehzucht.
Nachdem Rom Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. den Status einer Stadt erhielt, entwickelte sich die Landwirtschaft zu einer wichtigen Geldquelle. Die großen Kornspeicher, die die Stadt mit Getreide versorgten, gehörten Landbesitzern, die selbst nicht anwesend waren, sondern den Betrieb Aufsehern überließen, die ihrerseits die Arbeit durch Sklaven verrichten ließen.
Die Verwalter bewirtschafteten mit zahlreichen Sklaven und Tagelöhnern selbstständig diese Güter. Die adligen Herren selbst konnten sich ganz der Politik in Rom oder der Verwaltung der eroberten Gebiete widmen.

Ebenso reich wie manche Adlige waren oft die Mitglieder des Ritterstandes1. Ihnen gehörten große Handels- und Transportunternehmen, Reedereien, handwerkliche Großbetriebe und die Banken. Eine zusätzliche Einnahmequelle bildete für die meisten der Einzug der Steuern in den Provinzen. Viele beuteten hier die unterworfene Bevölkerung schamlos aus. Darin standen sie in nichts den adligen Provinzstatthaltern nach, die ihr Amt dazu verführte, sich zu bereichern. Auch machten die Verlockungen des Luxus manchen blind für die Not der anderen, sogar im eigenen Land. Nach zwei gescheiterten Landreformen der Gracchen Tiberius (163 - 133 v. Chr.) und Gaius (enteignete, verarmte Bauern sollten einen Teil des Staatslandes zurückbekommen) setzte der siegreiche Feldherr Gaius Marius (155 - 86 v. Chr.) in den Jahren 103 und 100 v. Chr. seine Ackergesetze gegen den Willen des Senats mit Hilfe der Volksversammlung durch: Seine Soldaten sollten mit einem Stück Land entlohnt werden. Daraus ergab sich dann jedoch der Bürgerkrieg.



1 Familien, die aufgrund ihres Wohlstands früher zu Pferd in den Krieg zogen

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